Altersarmut, Gender-Pay-Gap, Care-Arbeit: Deutschland hat ein patriarchales Steuersystem. Das muss sich ändern.
Jede fünfte Frau im Rentenalter ist armutsgefährdet. Das liegt daran, dass Frauen ihr gesamtes Erwerbsleben mit strukturellen Nachteilen zu kämpfen haben: Ob unbezahlte Sorgearbeit, durch die potenzielle Rentenpunkte verloren gehen, oder versteckte Diskriminierung bei der Bezahlung. So geht’s nicht weiter. Gerechtigkeitsgrundsätze wie “gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit” sollten in einem hochentwickelten Land wie der Bundesrepublik selbstverständlich sein.
Die Ungerechtigkeit am Arbeitsmarkt zeigt sich in dramatischen Zahlen: Könnten Frauen frei darüber entscheiden, wie viel sie arbeiten möchten, könnten mit diesen Kapazitäten 800.000 Vollzeitstellen besetzt werden. Mehr Plätze in der Kinderbetreuung und Pflege können helfen, mehr Freiheiten zu schaffen, sind aber nur ein Anfang.
Gerechte Ausgangsbedingungen setzen ein faires Steuersystem voraus. Es ist unverständlich, warum erwerbsbedingte Kinderbetreuung nur zu zwei Dritteln steuerlich absetzbar ist, während der Sportwagen komplett angerechnet werden kann. Veraltete Regeln wie das Ehegattensplitting, bei dem Frauen meist anstelle ihrer besserverdienenden Männer eine höhere Einkommenssteuer zahlen und so im Alter in prekäre Abhängigkeitsverhältnisse rutschen, widersprechen dem Gleichheitssatz und müssen abgeschafft werden.