Sichere Renten sind essenziell für das Politikvertrauen - aktuell aber eine Illusion. Wir brauchen konkrete und generationengerechte Lösungen. Jetzt.
Ein neuer Generationenvertrag
Das Desaster ist programmiert: Durch den demographischen Wandel droht unser Rentensystem in den 2030er-Jahren zu kollabieren. Dann kommen weniger als zwei Menschen im erwerbsfähigen Alter auf eine Person über 65 Jahren. Zugleich gehen in den nächsten zehn Jahren zwölf Millionen Menschen in Rente. Steigende Beiträge bei sinkenden Renten sind keine Lösung für dieses Problem und widersprechen den Grundsätzen von Fairness und Respekt, aber auch von Nachhaltigkeit und Voraussicht. Ich setze mich für einen neuen Generationenvertrag ein, der eine faire Perspektive für alle Altersgruppen bietet. Das bedeutet: Gerechte Belastung für jüngere und auskömmliche Renten für ältere - ohne ausufernde staatliche Zuschüsse.
Mehr Selbstbestimmung in der privaten Altersvorsorge
Altersvorsorge war schon immer durch Diversifizierung geprägt – es wird Zeit, dass auch die Politik alle Alterseinkommen in den Blick nimmt. Das Generationenkapital ist der Einstieg in die notwendige verstärkte Kapitaldeckung der Rente. Die bisher geplanten Einlagen reichen aber nicht, um die notwendigen Erträge zu erzielen - wir müssen also mehr investieren. Weiterhin sollte die betriebliche Altersvorsorge stärker gefördert werden, um die Alterseinkommen zu stabilisieren und den Standort Deutschland für Arbeitnehmer:innen attraktiv zu gestalten. Durch mehr und bessere Angebote zur Finanzbildung für alle Altersgruppen können wir die Selbstbestimmung im Bereich Altersvorsorge stärken.
Schluss mit der Klassen-Rente!
Die Zerklüftung in gesetzliche Rentenversicherung und beamtenrechtliche Pensionskassen für Besserverdienende schwächt die Alterssicherung und begünstigt ein Zwei-Klassen-System im Alter. Wir sollten deshalb prüfen, ob eine Zusammenlegung der beiden Systeme möglich und sinnvoll ist, ohne dabei jedoch bestehende Ansprüche anzutasten. Zugleich muss die gesetzliche Rentenversicherung so attraktiv aufgestellt werden, dass auch Selbstständige und Unternehmer freiwillig einzahlen. Eine faire Berücksichtigung von Care-Arbeit, etwa über einen möglichen Erwerb von Rentenpunkten, kann viele Frauen vor Altersarmut bewahren.
Lebensarbeitszeit berücksichtigen
Wer länger arbeiten kann und will, sollte das in Zukunft leichter und zu besseren Bedingungen können - zum Beispiel durch eine Stärkung der Altersteilzeit. Für volle Rentenansprüche sollte die Dauer der geleisteten Arbeitszeit stärker berücksichtigt werden, als das Alter. So werden etwa Ausbildungsberufe, die mit einem früheren Start ins Berufsleben und stärkerer körperlicher Belastung einhergehen, nicht mehr benachteiligt. Auch die steigende Lebenserwartung beeinflusst unser Umlagesystem und sollte deshalb in den Vorgaben für die Rentenbezüge berücksichtigt werden. Die Aufgabe ist allerdings zu groß, um sie in einem Wurf zu lösen. Der demographische Wandel und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden für die kommenden Jahrzehnte eine Daueraufgabe bleiben. Sie sollte institutionell begleitet werden - durch einen unabhängigen Expertenrat.